Artikel, Rebland Kurier (http://www.wzo.de/), 14.08.02

Unmut gegen den "Umgangsboykott"

Großeltern, Väter und Mütter haben in Straßburg demonstriert

Regio (zet). Am Freitag haben sich vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte rund 80 Demonstranten versammelt, um für das Recht der Kinder auf beide Elternteile und gleichzeitig für das Recht der Väter auf ihre Kinder zu demonstrieren. Kritisiert wird, dass ein verhinderter Umgang mitKindern rechtlich nicht sanktioniert wird.

Organisiert wurde die Kundgebung von der Initiative "Kinder haben ein Recht auf Vater und Mutter² in Zusammenarbeit mit Vereinen aus Frankreich, der Schweiz und Deutschland, darunter die Regionalgruppe Südbaden des bundesweit tätigen Vereins "Väteraufbruch für Kinder", dem derzeit rund 1.700 Mitglieder angehören. Die Vorgeschichten der Mitglieder gleichen sich: Nach der Trennung verhindert der frühere Partner in 90 Prozent der Fälle sind es die Mütter den Umgang mit den gemeinsamen Kindern. Aber im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern wird der Umgangsboykott in Deutschland nicht rechtlich sanktioniert.

Als "völlig rechtlos gestellt" empfindet sich deshalb zum Beispiel ein 38-jähriger Informatik-Professor aus Denzlingen. Er hat seine Kinder trotz Umgangsrecht seit zwei Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen, was ihm in den zuständigen Ämtern widerfahren ist, nennt er "haarsträubend" und "unvorstellbar". Doch nicht nur er, auch seine Eltern wehren sich:

Sie sind Mitglieder der im März diesen Jahres in Frankfurt gegründeten "Bundesinitiative Großeltern von Trennung und Scheidung betroffener Kinder".

Margot Jentzsch, eine der betroffenen Großmütter und ebenfalls Initiativen-Mitglied, hat unzählige Eingaben an Politiker und Behörden gemacht. Die Antworten der Referenten von Schröder, Stoiber, Däubler-Gmelin und Westerwelle vertrösten oder verweisen auf andere. Zwar schrieben sich inzwischen alle Parteien die Familienpolitik groß auf ihre Fahnen, was jedoch Sorge- und Umgangsrecht anbetreffe, bilde Deutschland das Schlusslicht der europäischen Staaten. Die betroffenen Großeltern vermissen ihre Enkel nicht nur, sie sorgen sich auch um die Seelenlage der Kinder.

"Diese Kinder werden in der Seele zerstört", sagt Margot Jentzsch. "Und die Väter werden entsorgt wie Müll." Gegen diese "Entsorgung" arbeiten Gruppen  wie der "Väteraufbruch", "SOS Papa" oder  "paPPa.com". "Wir wollen betroffene Väter, Mütter und Großeltern erst einmal auffangen", erklärt Wolf-Dieter

Strehblow vom südbadischen Väteraufbruch. Nach dem abrupten Umgangsverlust  fielen diese zuerst einmal in ein "großes Loch". Hier will der Väteraufbruch erste Hilfe leisten: jeden vierten Montag im Monat um 19 Uhr treffen sich Betroffene in der Wilhelmstraße 20 in Freiburg. Über weitere geplante Aktionen informiert die Internetseite www. strasbourg-initiative.eu.tf.  E-Mail: beute-kind@web.de.